Marion Poschmann (geb. 1969) erlebte ich zum ersten Mal auf der Deutschen Buchmesse in Frankfurt im Oktober 2017 bei einem Interview zu ihrem damals gerade veröffentlichten Buch „Die Kieferninseln“. Sie war auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis mit diesem Roman.
Romane mit Bezug zu Japan und Deutschland reizen mich naturgemäß immer sehr. Also gekauft und auch sehr bald gelesen. Ein kleines Schmuckstück in meinen Augen.
Doch jetzt zum Buch selbst:
Gilbert Silvester – ein mäßig erfolgreicher Wissenschaftler (aktuelles Forschungsgebiet: „Bartwuchs“) – träumt davon, dass seine Frau Mathilda – eine anerkannte Mathematik- und Informatik-Lehrerin an einem Gymnasium, die auch in der Lehrerfortbildung tätig ist – ihn betrügt. Dieser Traum führt zu einer Kurzschlussreaktion auf Gilberts Seite: Nach einer Auseinandersetzung mit ihr (in der sie selbstverständlich alles abstreitet) packt er seine Kreditkarten, seinen Pass und ein paar Sachen ein, fährt zum Flughafen und bucht dort den nächstbesten Kontinentalflug … nach Tokio. So erreicht er ein Land der Teetrinker, das der Kaffeetrinker Gilbert eigentlich nie besuchen wollte.
Er wandert durch Tokio. An einem Bahnhof trifft er auf einen jungen Japaner, Yosa Tamagotchi, den er davon abhalten kann, Selbstmord zu begehen. Der Platz sei nicht gut zum Sterben, man müsse einen anderen suchen.
So wird aus dem Einzelgänger Gilbert, der etwas sucht (von dem er nicht genau weiß, was es ist), das Duo Gilbert und Yosa. Jeder der beiden hat ein Buch dabei, das für den jeweiligen eine Anleitung darstellt. Gilbert die Reisebeschreibungen von Matsuo Basho („Oku no Hosomichi“) und der junge Yosa „The Complete Manual von Suicide“. Das Reiseziel von Basho sind die Kieferninseln („Matsushima“), die auch in den Anleitungen zum Selbstmord als ein guter Platz aufgeführt sind, um dem Leben selbst ein Ende zu setzen.
Sie reisen gemeinsam nach Takashimadaira, wo Gilbert beschließt, dass das Springen vom Dach eines Wohnblocks kein angemessener Selbstmord ist. Dann zum Selbstmordwald „Aokigahara“ … auch kein guter Platz. In Senju (Selbstmord durch Ertrinken) beginnen die beiden, gemeinsam Haiku zu schreiben. Sie wachsen immer mehr zu einer Einheit zusammen.
In Sendai geschieht das Überraschende: Gilbert verliert Yosa am Bahnhof. Trotz umfänglicher Suche (am Bahnhof, er fährt sogar an zusätzliche Orte in der Gegend, die in Yosas Selbstmordführer genannt waren) finden die beiden nicht wieder zusammen.
Alleine reist Gilbert nun zu den Kieferninseln. Immer wieder meint er, den Selbstmord-Freund zu sehen … oder seine Reisetasche … Nun ist Gilbert am Ziel seines Projektes der Abwendung angekommen … wirklich?
Gilbert ist der Erzähler der gesamten Geschichte. Die Art der Erzählung macht immer einen etwas distanzierten Eindruck; er erzählt auch in der dritten Person. Faszinierend finde ich die subtilen Beschreibungen von Gilbert als Neu-Tourist in Japan: Taxis, Verkehr, Shinkansen, Umgang mit Verspätungen von Zügen, Freundlichkeit der Japaner, Sushi, Onigiri, Männlichkeit in Japan, was es bedeutet, ein guter japanischer Sohn zu sein, Kabuki, Bartwuchs, Toiletten, Laubfärbung, Häuser, … Fließend ist auch der Übergang von Realität und Traum. Wo beginnt das eine und wo hört das andere auf? Kleine Schmuckstücke in bildreicher Sprache. Filigran geschrieben, klug, gleichzeitig spielerisch – ein sprachliches Meisterstück zwischen Realität und Traum.
Diese Buchbesprechung basiert auf dem deutschen Original:
Marion Poschmann „Die Kieferninseln“
Suhrkamp Verlag, Berlin, 2017
165 Seiten, ISBN 978-3-518-42760-6
Sabine Schmitgen
私がマリオン・ポッシュマン(1969年生)を初めて知ったのは、2017年10月、フランクフルトで開催されたドイツ・ブックフェア(書籍見本市)で、当時出版されたばかりの彼女の本『マツシマ』についてのインタビューの時でした。彼女はこの小説で、ドイツ書籍賞の最終候補者リストに載っていたのです。
日本とドイツに関わる小説は、もちろんいつも私の心を強くひきつけます。そこで私は本を購入してすぐに読みました。私の目には、きらりと光る宝石のようでした。
まず初めに、この本の内容をご紹介しましょう。
ギルバート・ジルベスタ―は(「ひげの生育」という今日的な研究分野で)、そこそこの成功を収めている研究者です。彼はある夢を見ます。それは、定評のある数学および情報科学の教師としてギムナジウムで働き、また教員研修にも携わっている妻のマチルダが、不貞を働く夢でした。この夢のおかげでギルバートの方は短絡的な行動を起こします。つまり、マチルダと言い争った後に(彼女は当然否認しましたが)自分のクレジットカードとパスポート、わずかな持ち物を詰め込んで空港に向かい、そこで次の大陸間フライトの便を予約したのです…行先は東京でした。こうして彼は、お茶を飲む人々の国へ到着します。本来ならば、コーヒー党のギルバートは絶対に行こうと思わない国でした。
彼は東京をさまよいます。ある駅で彼はヨサ・タマゴッチという若い男に出会い、彼の自殺を押しとどめることに成功します。「ここは死ぬのにふさわしい場所ではないから、他を探さなければならないよ」と言って。
こうして何かを探している(それが何なのか、自分でもよく分からないのですが)一匹狼のギルバートは、ギルバート&ヨサという二人組になります。二人ともそれぞれの手引きとなる本を携えています。ギルバートは松尾芭蕉の紀行文(『奥の細道』)を、そして若いヨサは 『完全自殺マニュアル』を。 芭蕉の旅の目的地は「die Kieferninseln」すなわち「松島」(注:Kieferは松、Inselは島の意)でしたが、そこは自殺マニュアルでも、人生に自ら終止符を打つのに良い場所として挙げられていました。
二人は一緒に高島平に行きますが、そこでギルバートは「団地の屋根から飛び降りるのは自殺に相応しくない」という判断を下します。そして自殺名所の「青木ヶ原」樹海へ行きますが…やはりそこも良い場所ではありません。千住(入水自殺向けの地)で、彼らは一緒に俳句を詠み始めます。彼らの間に、次第に一体感が深まっていきます。
仙台では思いがけないできごとが起こります。ギルバートは駅でヨサを見失ってしまいます。あちこち探し回るのですが(駅では、ヨサの自殺マニュアルに載っていた地方のスポットへとさらに足を延ばすことまでしたのですが)、二人はもう二度とお互いを見つけることができません。
今やギルバートは一人で松島へ行くことになりました。何度も何度も彼は自殺友だちを…あるいは彼のバッグを…見たように思います。とにかくギルバートは彼の「(自殺)防止」計画を達成したのです…でも本当に?
ギルバートはこの小説全体の語り手です。その語り口からは、常にどこか距離を置いている印象を受けます。「彼」という三人称でも語っています。日本に初めて来た観光客、ギルバートによる繊細な描写を、私は魅力的だと思います。タクシー、交通、新幹線、電車の遅延の取り扱い、日本人の親切さ、寿司、おにぎり、日本における男らしさ、日本人の良き息子であることの意味、歌舞伎、ひげを生やすこと、トイレ、紅葉、街並み、…。現実と夢との移行もよどみがありません。どこで始まってどこで終わるのでしょうか?イメージにあふれる表現の中に小さな宝物が散りばめられています。細やかに描かれ、思慮深く、同時に遊び心のある表現はー現実と夢を行き来する言葉の傑作です。
マリオン・ポッシュマン 『マツシマ』
ベルリン ズーアカンプ出版社 2017年
165ページ、ISBN 978-3-518-42760-6
ザビーネ・シュミットゲン
訳: 黒沢恵美子