Gerne möchte ich Sie mit diesem Roman in eine vergangene Zeit entführen, die Ihnen das Verständnis für die Gegenwart erschließt. Sich mit einem literarischen Leckerbissen als Proviant auf Entdeckungsreise aufzumachen, ist ein köstliches Vergnügen.
Sie werden dieses Buch mit interessierter Leichtigkeit lesen, als Spaziergang durch das alte Tokio in der Gegend von Ueno. Der Shinobazu Teich mit den Lotos Blumen, die Läden entlang der Straßen; dabei werden Ihnen Studenten, eine junge Frau und ihr angetrauter Herr begegnen. Der Alltag dieser Menschen wird erzählt, als ob wir mitten unter ihnen leben würden. Still und langsam entsteht eine Geschichte, eine Liebesgeschichte.
Der unerwartet, überraschende Schluss wird Sie wahrscheinlich - so wie mich - unwillkürlich wieder an den Anfang des Buches zurückführen. Sie werden das Buch ein zweites Mal mit vertiefter Aufmerksamkeit lesen wollen. Dabei werden Sie allerlei Bemerkenswertes entdecken.
Die Beziehung von Mann und Frau und die sozialen Strukturen und Hierarchien in Japan. Die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Der Aufbruch Japans in die moderne Welt und die Öffnung gegen Westen während der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Der immer noch starke Einfluss der chinesischen Kultur. Die Vergänglichkeit, die durch einen schicksalshaften Augenblick mit einem Schlag ins Bewusstsein dringt.
„Die Wildgans“, das Meisterwerk von Ogai Mori, erzählt eine Geschichte in der Hauptstadt Japans und ist in der Zeit zwischen dem traditionellen Edo und dem modernen Tokio im Jahre 1880 angesiedelt. Die Gesellschaft damals ist einerseits verhaftet mit Altbekanntem, andererseits ist sie dabei, Neues einzuführen. Diesen Prozess vermag Ogai Mori eindrücklich für uns einzufangen. Mit Würde trägt Otama ihr Schicksal, das sie zur Nebenfrau von Suezo macht, welcher zudem den schlecht angesehenen Beruf des Geldausleihers ausübt. Sie wird doppelt geächtet in der Gesellschaft und verliert trotz allem nicht den Mut zu leben.
Ogai Mori ist einer der bekanntesten japanischen Dichter und Übersetzer (1862-1922), er hat seine Zeit maßgeblich geprägt. Er studierte Medizin in Deutschland, diente später als Generalarzt im japanischen Heer und folgte damit der Jahrhunderte währenden Arzt-Tradition seiner Familie. Mit seinen Übersetzungen von Werken großer westlicher Dichter ins Japanische trug er zur Öffnung seines Landes zum Westen bei, ein wichtiges Anliegen während der Meiji Zeit.
Das eigene Entdecken fremder Länder schärfte seinen Blick auf die Kultur seines eigenen Landes und damit vermag er die Zeit des Aufbruches in die Moderne mit verfeinertem Sinn nach zu empfinden.
„Die Wildgans“, Mori Ogai, Manesse Verlag 2012, Zürich, ISBN 978-3-7175-2278-2
Zwischen 1911 und 1913 in der Zeitschrift „Subaru“ und 1915 als Buch veröffentlicht unter dem Titel „Gan“.
Aus dem Japanischen übersetzt von Fritz Vogelgsang, liegt uns die überarbeitete Ausgabe von 1962 vor.
Lucia Metz
私はこの小説と共に、皆様を現代について理解する手掛かりとなる過ぎ去りし時代へと誘いたいと思います。 味わい深い文学を糧に発見の旅に向かうのは、贅沢な楽しみです。
皆様はこの本を面白さのあまり、さらっと昔の東京、上野界隈を散策する感じで読まれることでしょう。蓮が花咲く不忍池、通りに立ち並ぶ店々、そこで皆様は学生、うら若い娘、そして彼女と懇ろな旦那に出会います。こうした人間の日常が、私たち読者があたかも彼らの中で生活しているような感覚で語られます。静かに、そしてゆっくりとあるお話、恋物語が生まれます。
予期せぬあっけない幕切れに、皆様も私と同様、思わず初めから読み返してみたくなるかもしれません。二度目はもっと注意深く読みたくなるでしょう。そうするといろいろと注目すべきことを見つけるのです
日本の男女関係、社会構造、階層。社会における女性の地位。19世紀後半の日本の近代世界への脱皮、西洋に対する開国。 依然として強い中国文化の影響。運命的な瞬間を通して、突如、意識に上る無常感。
森鴎外の傑作「雁」は日本の首都を舞台とする話で、伝統的な江戸と近代的な東京に挟まれた時期、1880年ごろの設定になっています。当時の社会は一方では古くからの因襲に縛られ、他方では新しい物を導入しようとしていました。森鴎外は、私たちがその過程をイメージとして捉えることを可能にしています。お玉は凛として、世間体の悪い高利貸しを営む周三の妾になるという運命に耐えます。彼女は二重に社会で疎まれる存在ですが、何があろうと、生きる勇気を失いません。
森鴎外は日本の著名作家、翻訳家 (1862-1922), その時代の代表的人物でした。ドイツで医学を学び、後に陸軍医総鑑となり、何百年来受け継がれてきた医者の家の伝統に連なりました。西洋の文豪の作品を和訳して、自国が西洋に向けて開かれることに貢献しました。それは明治時代の一大関心事でもありました。
鴎外は、自分自身の諸外国見聞を通して、自国の文化に向ける眼差しを研ぎ澄まし、近代社会に脱皮した時代を洗練された感覚で感じ取らせてくれます。
1911年から1913年にかけて 、雑誌「昴」に掲載され、1915年、「雁」として刊行されました。フリッツ・フォーゲルザンクがドイツ語に翻訳し、現存するのは、1962年の改訂版です。
ルチア・メッツ
訳:木下 祥子