… Japan! … Land der aufgehenden Sonne und Stätte atomarer Katastrophen, Land der Tradition und der pragmatisch gelebten technischen Modernität, „Wirtschaftswunderland“ und Land ungehemmter Konsumlust wie auch Land der Tempel, Land intensivster Flächennutzung und räumlicher Enge wie auch Land unberührter Landschaften, Land braver Schüler_innen und fleissigster Arbeiter_innen wie auch Land der Kontemplation und des Genusses, Kopie des Westens und einzigartige, besondere Kultur … die Images über Japans sind vielfältig, widersprüchlich und unglaublich spannend zugleich. … was wissen wir eigentlich über Japan?
20 Studierende und zwei Lehrende der Fakultät für Architektur und Raumplanung der Technischen Universität Wien/ Österreich begaben sich von 18. September bis zum 06. Oktober 2013 auf die Reise, Japan zu erfahren. Um die wenigen zur Verfügung stehenden Tage bestmöglich zu nutzen, haben wir uns im Zuge eines Vorbereitungsseminars im Sommer mit der japanischen Architektur und Planung, der Kultur, Sprache und Gesellschaft, der Geschichte und Religion sowie deren räumliche Phänomene befasst. Schon in der Vorbereitung wurde ersichtlich: Wir möchten neben den planerisch und architektonisch höchst interessanten Millionenstädten auch andere Städte und Regionen kennenlernen. Die Exkursion lässt sich in zwei ‚Epochen‘ teilen: Ein siebentägiger Aufenthalt in Kyoto sowie darauf folgend 8 Tage in Tokyo. Da es beinahe unmöglich ist, alle von uns bereisten Orte anzuführen, möchten wir hier auf ausgewählte Highlights eingehen:
Die ehemalige Kaiserstadt Kyoto ermöglichte uns mit ihrer klaren Struktur und Überschaubarkeit, in der sich die Linien und Prinzipien der räumlichen Entwicklung bis heute gut ablesen lassen, einen „leichten Einstieg“ in den japanischen Alltag und die japanische Kultur. Obwohl Schrift und Sprache für uns nicht einfach zu erschließen sind, war es sehr einfach, sich in der Stadt zu orientieren und zu bewegen: Trotz der uns überraschenden Tatsache, dass vergleichsweise wenig Leute Englisch sprachen und wir bis auf ein paar Höflichkeiten kaum Japanisch – und wir haben es wirklich versucht, etwas Japanisch zu lernen! –, war es dank der Offenheit und Freundlichkeit der Menschen leicht, in Kontakt zu treten und unser theoretisch angeeignetes Wissen im Alltag zu überprüfen.
Bewegend war der Besuch in Hiroshima, wo wir den Shukkeinen-Garten, die Karpfenburg und den Friedensgedenkpark mit dem Friedensmuseum besuchten. Jede und jeder von uns nahm bewegende Eindrücke aus der Dokumentation über die grausame Zerstörung der Stadt und von der dort herrschenden Atmosphäre mit.
Als weiteres Ziel wählten wir die Arbeiter_innenstadt Osaka. Hier erwartete uns eine besondere Form der Stadterkundung, eine geführte Fahrradtour durch zentrale Viertel, die uns interessante Eindrücke von den aktuellen architektonischen und planerischen Erneuerungsbestrebungen, aber auch den aktuellen sozialen Segregationsprozessen in der japanischen Gesellschaft vermittelten.
Die ‚Kyoto-Epoche‘ beendeten wir mit einem Ausflug nach Nara, nicht zuletzt um unsere schon beachtlich gewachsene „Tempelsammlung“ zu vervollständigen: Der Todai-ji sorgte nach dem Ginkaku-ji, Eikan-ji, Kiyomizu Dera, Itsukushima-Schrein, Kinkaku-ji, Ryoan-ji und dem Fushimi-inari für einen beeindruckenden Abschluss.
All die bisher gesammelten Eindrücke und Erfahrungen packten wir in unseren mentalen Reisekoffer und setzten unseren Weg wie jeden Tag mit der perfekt funktionierenden Japanischen Bahn fort in die Weltstadt Tokyo.
Unsere Unterkunft lag im Stadtteil Asakusa. Von hier aus ließen wir uns jeden Tag auf neue Abenteuer im Viertel und den umliegenden Stadtteilen ein. Beeindruckend waren der Sensō-ji, der Tokyo Sky Tree und die Asahi Brauerei, wir besichtigten den Kaiserpalast und die Palastgärten, erkundeten die städtebaulich höchst unterschiedlich ausgeprägten Bezirke Ginza, Shibuya, Shinjuku, Ueno ... und gewannen spannende Einsichten in die vielfältigen Lebens- und Nutzungsstrukturen in der Metropole. Kaum einer und eine von uns hatte damit gerechnet, dass viele Quartiere der Stadt, nur wenige Schritte neben den verkehrsreichen Hauptverbindungsstraßen, einen fast dörflichen Charakter mit nachbarschaftlichem Miteinander aufwiesen: Wir beobachteten Bewohnerinnen, die im Morgenmantel ihren Plausch abhielten, ein quirliges Miteinander von Wohnen- und Gewerbe, viele kleine Lokale und teilweise hoch spezialisierte Geschäfte, deren Sitze und Auslagen oft mitten auf die Straße ragen und, besonders beeindruckend, fast überall shared space auf den Straßen: Radler und Radlerinnen, Leute zu Fuß, von Zeit zu Zeit eine Rikscha und ein Auto, die ohne ein funktionales Reglement unkompliziert koexistieren…
Tagesausflüge führen uns in Kleingruppen auf den Tsukiji Fischmarkt und unter anderem nach Nikko, Kamakura und Ishinomaki.
Einen besonders anregenden Tag verbrachten wir in Yokohama. Er begann mit einem Vortrag von Herrn Direktor Ijima von der Yokohama Minato Mirai 21 Corporation über das – wie wir entlang der vorhergehenden Recherche dachten – typisch modern-japanische Waterfront-Entwicklungsprojekt Minato Mirai 21. Auf insgesamt 87, zum Teil per Landgewinnung neu gewonnen Hektar ehemaliger Hafenflächen werden seit 1983 hochpreisiger, moderner Wohnraum in Hochhausbauweise, Verwaltungsbauten sowie ökonomische, kulturelle und Freizeitnutzungen realisiert. Auch partizipative Elemente seien angewendet worden, allerdings ausschließlich für die Namensfindung des neuen Quartiers. Die Anzahl der möglichen Bewohnerinnen sei auf 10.000 limitiert worden, dies um sich – durchaus im planungsrechtlichen Rahmen – die Errichtung einer Schule sowie weiterer sozialer Infrastrukturen zunächst sparen zu können.
Wir erfuhren von Herrn Direktor Ijima, dass das Projekt deshalb sehr besonders ist, weil es dort zu ersten Mal gelungen sei, die „westlichen Planungsprinzipien“ einer durchgehenden städtebaulichen und -gestalterischen Struktur, einer klaren Funktionentrennung und eines quartiersweiten Konzepts öffentlicher Räume zu realisieren. Insbesondere im Hinblick auf die strikte Funktionentrennung haben wir uns bekannte Planungsprinzipien wiedergefunden, zugleich aber hat uns dieser Anspruch verwundert, denn nach unserer Einschätzung ist das Projekt doch eher nach einem „japanischen“, höchst pragmatischen Zugang entwickelt worden. So machte die anschließende Diskussion deutlich, dass kaum eine oder einer von uns dieses Quartier als „westlich“ gelesen hätte, debattieren wir in Wien doch eher die soziale, funktions- und nutzungsgemischte Stadt entlang von Fragen, wie kleinteilige, heterogene und vor allem soziale Strukturen und Nutzungen realisiert werden können.
Nach einer Mittagspause mit köstlichem japanischen convenience food, das vor allem ob seiner Frische und Vielfalt kaum mit unserem europäischen zu vergleichen ist, nutzten wir die Gelegenheit das Projekt, die umgebenden, sehr unterschiedlich ausgeprägten städtischen Nachbarschaften wie auch den Großraum Yokohama-Tokyo von der Aussichtsplattform im 69. Stockwerk des Landmark Tower zu begutachten. Der Landmark Tower ist übrigens der wirklich höchste Skyscraper Japans…! Zu Fuß machten wir uns anschließend entlang der als Freizeitpark und Museumsareal gestalteten Waterfront auf den Weg zum architektonisch interessanten Osanbashi-Pier, dem Yokohama International Passenger, und zum Yamashita-Park, der nach dem großen Kanto-Erdbeben von 1923 als erster öffentlicher Park Yokohamas errichtet wurde. Durch die benachbarten Wohnquartiere ging es anschließend weiter in Richtung der sehr kleinteiligen, sehr dicht verbauten und intensiv als Wohn- und Vergnügungs- oder vielmehr: „Speiseviertel“ genutzten China Town, in der rund 500 chinesische Shops und Lokale auf einem halben Quadratkilometer Fläche zu finden sind! Mit einem fulminanten 12-gängigen chinesischen Menu, Bier, viel Lachen und vielen Fragen zum Alltag, Wohnen, Politik an unsere japanische Begleiterin vom Ort ging der Tag laut und lustig zu Ende…
Besonderes an dieser Exkursion war, dass sie von den Studierenden selbst organisiert wurde. Dipl. Ing. Arnold Faller und Dr.-Ing. Gesa Witthöft begleiteten die Exkursion mit Organisationskompetenz, Vorträgen, viel Zeit und Freude an der Arbeit mit den Studierenden. Japan wird uns allen noch in vielen Jahren als besonderes Ereignis unserer Studienzeit und als höchst anregend in Erinnerung bleiben.
Lisa Wachberger und Gesa Witthöft
(erstellt auf der Basis des Exkursionsblogs http://japanexkursion2013.blogspot.co.at/)
… 日本! … 日出ずる国、原発事故が起きた所、国、伝統と実用的な技術先進国、「奇跡的な経済復興の国」、消費欲旺盛な国でありながら、寺社もある国、 土地が狭く、徹底利用している国、手つかずの自然のある国、学校の生徒たちが行儀良く、 世界で最も勤勉な労働者がいる国、瞑想と享楽の国、西洋のコピー、独特の文化 … 日本についてのイメージは多様で、相矛盾し、物凄く刺激的でもあります。 … 私たちは日本について一体、何を知っているのでしょう?
ウィーン工科大学、建築・都市工学部の20人の学生と2人の教員が9月18日から 10月6日まで日本を体験する旅に出ました。 少ない日数でも最大限生かそうと、夏には準備セミナーを開いて、日本の建築、都市計画、文化、言語、社会、歴史、宗教、さらに空間的状況について勉強しました。準備段階ですでにわかったことは: 私たちが、都市計画、建築で非常に面白い大都市ばかりでなく、他の都市、地方も行ってみたい、ということでした。このエクスカーションは2期に分かれます: 京都滞在の7日間、それに続く東京での 8日間。旅行したすべての場所ついて、というのはとうてい無理なので、選りすぐりのハイライトについて述べます。
古都京都は、区画がわかりやすく、全体が見渡せ、今日に至る町の発展の原理原則がよく読めますので、私たちは日本の日常、文化に難なく慣れることができました。文字、言葉は簡単には判りませんでしたが、街中を動き回るのは、非常に容易いことでした: 英語ができる人が比較的少ない、という事実は意外でしたし、私たちは挨拶の言葉をいくつか知っている以外、ほとんど日本語が話せないのですが、– 本当に日本語を覚えようとしたのですよ! –気さくで親切な人たちとふれ合い、私たちが理屈として覚えた知識を、日常生活の中で試すことができました。
広島訪問では心を動かされました。縮景園、広島城、そして原爆の資料館がある平和記念公園を見学しましたが、広島市の悲惨な壊滅状態についての資料からそして館内の重苦しい雰囲気に、誰もが胸を締め付けられる思いをしました。
次の行先には庶民の街、大阪を選びました。ここでは趣向の変わった市内探訪、ガイド付きの都心サイクルツアーが私たちを待ち受けていました。そのツアーで、最近の建築、都市再開発の取り組み、日本における社会の分化傾向について、興味深い考察ができました。
「京都期」は、とりわけ私たちのかなり大きくなった「寺社コレクション」の集大成のために、奈良への日帰り旅行で終わりとしました。東大寺は銀閣寺、永観堂、清水寺、厳島神社、金閣寺、龍安寺、伏見稲荷大社に続く、印象深い締めくくりとなりました。
それまでに集めた印象、体験を頭のカバンに詰め込んで、毎日のように完璧に機能する日本の鉄道で旅を続け、世界的都市、東京に向かいました。
私たちの宿泊先は浅草でした。そこを拠点に私たちは毎日、その地域、隣接エリアの新しい冒険をしました。浅草寺、東京スカイツリー、アサヒビール社屋は印象的で、皇居、御苑や都市工学的に、極度に多彩なエリア、銀座、渋谷、新宿、上野を探訪しました。大都市の生活、土地利用の構造について考察をすることができました。東京都の多くの地域で、交通量の多い幹線道路からほんの数歩しか離れていないところに、近所づきあい、田舎のようなお互い様の営みがあるなど、私たちは想像もしていませんでした:女性の住民が朝、ガウンを羽織ったままでおしゃべりをするのを見かけ、住まいと生業がごちゃごちゃと混じり合い、小さな飲食店が多く、一部は非常に特化した専門店で、その店用の椅子、設備が道路の真ん中まではみ出しているのを目にしました。特に印象深かったのは、ほとんどどこでも 道路はshared space状態だったことです: 自転車、歩行者、時には人力車、車が実効的な規定なくとも、わけなく共存していることです…
日帰り旅行として、小グループに分かれて、築地市場、日光、鎌倉、石巻に出かけました。
特に刺激を受けた日は、横浜で過ごした一日でした。その日は、YMM21の飯島部長様の日本の最新ウォーターフロント再開発プロジェクト、みなとみらい21についてのプレゼンで始まりました。一部、埋め立てにより造成された87haの元港湾施設の用地に 1983年から高価格帯の最新式の高層住宅、行政、商業、文化、娯楽施設が誕生した地域です。住民参加の要素も取り入れられましたが、それは新再開発地域のネーミングに限られたことでした。住民の数は1万人程度におさまっていて、計画法の枠内では、学校、その他の社会インフラの設置はとりあえず無くてもいいことになっています。
飯島部長様から、プロジェクトが、広範な都市工学的、造形的構造、明快な機能区分、地域共通のコンセプトを持つ公共空間を有する「欧米的な都市計画の原則」が初めて実現された、特別なものである、と聞きました。非常に厳密な機能区分については、私たちも、有名な計画理論を思い出しました。しかし、同時に氏の発言は、私たちには意外に思われましたというのは、みなとみらいのプロジェクトは「日本的」な、 強度に実利的なアプローチから開発された、と思われたからです。引き続き行われたディスカッションで、私たちの中でこの開発地域を「欧米的」と見なした者はいないも同然、ということが浮き出ました。私たちがウィーンで論じているのはむしろ社会的で、機能、土地利用が混在する都市についてであって、細分化, 多様化した、特に社会的なインフラ、利用形態をいかに実現するか、という問いかけにそったものなのです。
昼休みに日本的な美味しい convenience food(ファーストフード?)を食べて、(その新鮮さ、多彩さは、私たちヨーロッパのものとは、比較になりません)、みなとみらいを、東京横浜圏の非常に多彩な隣接地域をランドマークタワーの69階の展望ラウンジから眺めました。因みにランドマークタワーは日本一高い高層ビルです。 その後、徒歩で娯楽施設、美術館区域として造成されたウォーターフロントを建築学的に面白い大桟橋、横浜国際旅客船ターミナル、山下公園、(1923年の関東大震災後、横浜の初めての公共公園として造成された)まで向かいました。それから隣接する居住区域を通って、非常に狭く、建て込んだ、居住、娯楽、と言うより「グルメエリア」として利用されている中華街に向かいました。約 500 の中国の物販、飲食店が1㎢の土地にひしめき合っています! 12品ものコース料理、ビールを味わい、沢山笑い、日本の日常生活、住い、政治について私たちを案内してくれた地元の日本人女性に沢山質問して、賑やかに楽しく一日は終わりました…
このエクスカーションで特別だったのは、学生自身が企画したことです。ファラー氏、Dr.ヴィットへーフト氏はこのエクスカーションに主催の権限者として、何回か講話をし、学生との作業に時間をさき、楽しむなどして同行して下さいました。日本は私たちにとって、この先何年も学生時代の特別な出来事として、最高に刺激的だったということで、思い出に残ることでしょう。
リサ・ヴァッフベルガー
ゲーザ・ヴィットヘーフト
( http://japanexkursion2013.blogspot.co.at をベースにして作成)
訳:木下 祥子